Oliver Ehinger

Oliver Ehinger-4478
Testimonial des Kirchenrats

Oliver Ehinger

Kirchenrat 
Departement Finanzen und Wirtschaft

«Kirchgemeinden stärken ist das Wichtigste»

Oliver Ehinger, seit 1. Juli 2025 Kirchenrat

«Die Anfrage kam überraschend. Ich hatte soeben das Kirchenpflegeamt nach 14 Jahren abgegeben und fühlte ich mich frei; da wurde ich für dieses Mandat im Kirchenrat angefragt, das eigentlich ausserhalb meines Zeitbudgets liegt. Aber da ich Themen habe, die mir ein Anliegen sind und ich in der Lage bin, einen positiven Beitrag zu leisten, habe ich die Chance gepackt, um gewisse Weichen stellen zu können in einer schwierigen Zeit.

Die Finanzen sind ein Ermöglicher, und das oberste Prinzip heisst möglichst einfach und verständlich. Mit Finanzen sollte man möglichst wenig Zeit verbringen müssen, ein Budgetprozess sollte einfach sein und nicht der grosse Elefant für alle nach den Sommerferien.

Für mich ist das Wichtigste, die Kirchgemeinden zu stärken. Ich betrachte vieles gerne aus ihrer Perspektive, denn dort findet das kirchliche Leben statt - und dort hast du den Mitgliederschwund und immer weniger Mittel. Der Leidensdruck ist unterschiedlich gross, aber der Trend ist für alle gleich und deshalb ist es wichtig, dass wir weit in die Zukunft vorausdenken und uns rechtzeitig darauf einstellen, was kommen wird.

Zum Beispiel das Thema Fusionen: Eine fusionierte Gemeinde ist nicht mehr so präsent; man hat keinen eigenen Pfarrer oder keine eigene Pfarrerin mehr, sondern teilt alles. Das ist gleichzeitig positiv und negativ. Wenn man die Chance ergreift und den Prozess gestaltend begleitet, kann man den Trend ein wenig abschwächen und muss vor allem nicht aus schierer Not handeln.

Dank der finanziellen Sicherheit der Kantonalkirche haben wir gute Voraussetzungen, den Umbruch, der gerade stattfindet, in die hoffentlich richtige Richtung zu führen. Was gefährlich wäre, ist, einfach nichts zu tun und uns vom Trend treiben zu lassen.

Ein Phänomen in Milizsystem Kirche ist: Es werden immer weniger, die mithelfen. Aber was noch verheerender sein kann, ist die Professionalisierung; sie macht alles komplizierter und das macht es den immer weniger werdenden Leuten, die sich engagieren, ja alles andere als einfach.

Und das führt mich zum nächsten Punkt, für den ich mich im Kirchenrat einsetzen möchte: Wenn man im Austausch mit den Kirchgemeinden ist, muss man versuchen, ihnen Arbeit abzunehmen, zum Beispiel, indem sie Unterlagen erhalten, die kurz, einfach und verständlich sind. Das gilt auch für den Finanzbereich.

Es ist interessant: Es gibt Kirchgemeinden, die froh sind um Entlastung und solche, die gar nichts von uns wissen wollen. Wir müssen beide im Auge behalten, aber natürlich müssen wir vor allem dort, wo man wirklich am Kämpfen ist und der Druck gross, Unterstützung, Entlastung und Vereinfachung bringen. Auch beim neu eingeforderten Finanzplan muss man sich wirklich sehr sicher sein, dass er in Liestal dann auch genutzt wird.

Unsere Aufgabe als Kirche ist es, bei den Leuten zu sein. Schlussendlich äussert sich das in der Diakonie, im Pfarramt und in unserer Präsenz in der Gesellschaft, zum Beispiel mit dem Religionsunterricht an den Schulen.»