«Frieden leben – einander Licht sein»

Regine Kokontis und Kinder_Friedenslicht-2025_Foto Susanne Salvi
News 15.12.2025

«Frieden leben – einander Licht sein»

Die Ansprache von Kirchenratspräsidentin Regine Kokontis bei der Ankunft des Friedenslichts in der Region Basel.


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Ansprache im Originalwortlaut von Pfr. Regine Kokontis, Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Baselland, anlässlich der Ankunft des Friedenslicht am 14. Dezember 2025 vor dem Basler Münster.

 «Liebe Mitmenschen

Wenn es hell ist, fühlen wir uns in der Regel sicherer.

Für die Ankunft des Friedenslichts versammeln wir uns aber, wenn es dunkel wird.

Logisch ist das, denn dieses Licht soll erkennbar sein. Kerzenschein kommt besser zur Geltung im Dunkeln wie im Tageslicht.

Im Zusammenspiel von Dunkel und Licht erkennen wir auch unser Menschensein in dieser Welt.

Das Licht, das bald hier eintreffen wird, leuchtet auf einen Ort und Weg, geschichtlich und geografisch, der – weiss Gott!! – nicht nur warm und heimelig erleuchtet ist!

Wir erwarten das Friedenslicht – mit seiner Geschichte – und wenn wir es annehmen und weitergeben, ist es auch unser Weg und unsere Geschichte.

Wir tun gut daran, einen Moment inne zu halten. Da gibt es Dunkel und Angst, Unsicherheit diffus im Alltag oder ganz akut. Welche Lichter zünde ich aus Gewohnheit an? Lenken sie mich ab? Erhellen sie meinen Weg – oder unseren Weg als Gesellschaft?

Dunkel und Licht da draussen in dieser Nacht, aber auch in uns drin jeden Tag.

Es ist unsere Entscheidung, ob wir das Friedenslicht entgegennehmen und weiterreichen oder ob wir uns verkriechen im Dunkeln oder verlieren in greller Helligkeit.

Wir erwarten das Friedenlicht – aus Bethlehem. In Bethlehem, an Orten und in Gebieten, die so stark geplagt sind durch die Macht der Einteilung in «Wir» und «die Anderen», in «Freund» und «Feind», in Bethlehem/in Orten und zu Zeiten, wo Macht missbraucht wird mit dem Versprechen auf Sicherheit durch Einteilung in Wir und die anderen, Freund und Feind, wer reicht in dieser Geschichte wem das Friedenslicht weiter?

Liebe Mitmenschen, ich will heute das Friedenslicht entgegennehmen im Wissen um die Angst und Unsicherheit, dem dieses Licht an seinem Ursprungsort und auf seinem Weg schon begegnet ist.

Und ich will es entgegennehmen im Wissen und Vertrauen, dass es gerade auch an seinem Ursprungsort in Palästina/in Israel Menschen gibt, die in ihrem GEGEN-über den MITmenschen sehen und ihm das Friedenslicht neu reichen. Da wird es wunderbar hell im Dunkel der Nacht! Da entscheiden sich Menschen dafür, dass in ihren Herzen, nebst ihrer eigenen Angst, auch noch Raum ist für das Gegenüber mit seinen Ängsten – und so begegnen sich zwei Menschen, die sich beide nach Licht sehnen – und nach Sicherheit.

In der Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukasevangelium in der Bibel zu lesen ist, wird das dunkle Kalte immer wieder durch einen Aufruf vom Himmel her erwärmt. Der Engel Gottes ruft: «Fürchte Dich nicht!» nicht nur einmal – immer wieder und Jesus nimmt den Ruf auf im Aufeinanderzugehen in unsicheren Umständen.

«Fürchte Dich nicht!» - lieber Petrus, lieber Zacharia, liebe Maria, lieber Joseph, liebe Hirten: «Fürchte Dich nicht!» Liebe Mitmenschen!

Wenn wir das Licht heute aus Bethlehem empfangen, ist es an uns, jedem einzelnen Menschen hier, dieses Licht als Friedenslicht leuchten zu lassen. Den Ruf Jesu weiterzutragen: «Fürchtet Euch nicht, ich bin es» – sich zu zeigen, sich mit dem eigenen Augenlicht einander zuzuwenden, dem Gegenüber ein Mitmensch zu sein.

Ich schaue mich um, hier, sehe Gesichter, Menschen, die ihr Erlebtes mit sich tragen, Licht erwarten und Ängste kennen.

«Fürchtet Euch nicht!» Liebe Mitmenschen!

Wir wollen einander das Friedenslicht weiterschenken.

«Frieden leben – einander Licht sein»

Und da braucht es beides, schenken und annehmen, annehmen und schenken. Einander sehen als Mit-Mensch.

Advent ist der Anfang des Kirchen-Jahres.

Es wird noch dunkler, aber wir zünden auch mehr und mehr Lichter an und so bleiben wir realistisch und zuversichtlich: Es wird nicht einfach alles gut werden, auch nicht im neuen Jahr, aber mit dem Ruf im Ohr – und Herzen «Fürchte Dich nicht» und mit dem Friedenslicht in der Hand – und im Herzen, ist so viel Gutes möglich, können wir Solides und Wunderbares auf dem gemeinsamen vor uns liegenden Wegstück gestalten und erleben.

Liebe Mitmenschen: «Fürchtet Euch nicht. Leben wir Frieden und sind wir einander Licht!»»

Pfrn. Regine Kokontis, Kirchenratspräsidentin

Reformierte Kirche Baselland


Foto oben von Susanne Salvi