Niggi Ullrich
«Unsere Engagements viel sichtbarer machen»
Niggi Ullrich, seit 2017 Kirchenrat
«Ich habe wohl das thematisch breiteste Departement im Kirchenrat. Da muss man aufpassen, dass es nicht beliebig wird. Den Rahmen für künftige Prioritäten setzt das neue überarbeitete Konzept des Pfarramts für weltweite Kirche, das 2026/27 sukzessive umgesetzt wird.
Politik, Kirche und Kultur im Kontext von Zivilgesellschaft - das ist für mich als Engagement-Prinzip wichtig, und das habe ich auch beruflich immer getan, sei es als Lehrer, Regisseur, Moderator oder Berater. Als Regisseur und ehemaliger Kulturbeauftragter hatte ich Leitungsfunktionen. Was ich dort erfahren habe an Führung und Projektmanagement, kann ich in mein kirchenrätliches Mandat einbringen.
Die Gesellschaft wird nicht weniger spirituell, nur, weil die Leute aus der Kirche austreten. Die Institution Kirche ist nicht mehr ganz so in der Mitte der Gesellschaft. Sie bleibt jedoch ein interessanter Ort, sozial und kulturell, und das muss in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit sichtbar sein.
Die Kirche braucht sich nicht grundsätzlich kontrovers zu positionieren wie die politischen Parteien, in denen die Parteispitze ihren Mitgliedern den Takt vorgibt; sondern ich kann immer wieder einen konsensualen Beitrag einbringen und so letztlich einem demokratiegerechten Verhalten dienen. Als Kirchenrat hat man recht viel Gestaltungsspielraum.
Kirche und Staat mit den Gemeinden, dem Kanton und dem Bund, sind öffentlich-rechtliche Körperschaften. Ihre Basis ist die Verfassung, was sie zum Beispiel zur Erhebung von Steuern berechtigt. Gleichzeitig kann sich die Kirche zu bestimmten Themen äussern unabhängig von den Beschlüssen von Regierung und Parlament. Die Kirche – insbesondere die Reformierte Kirche Baselland - ist immer noch eine recht starke Kraft in der Gesellschaft und wäre mehrfach referendums- und initativfähig. Das gibt uns eine öffentliche Funktion, die ins Gewicht fällt.
Ob Bildung, Jugend oder Flüchtlinge - alle Themen, zu denen wir arbeiten, gehören in die grössere Öffentlichkeit. Die Kirche müsste ihre Engagements viel sichtbarer machen. Dabei ist der Glaube die Grundlage, die Basis, aber nicht das «Schaufenster». In diesem Sinn ist zum Beispiel unser diakonisches Engagement im Bereich Flucht und Ankommen ein Schaufenster, mit dem die Kirche deutlich zeigen kann, dass uns ein zivilgesellschaftliches Engagement auf der Basis des Glaubens wichtig ist.
Es dürfte noch viel mehr solcher Aktivitäten geben. Alles, womit ich mich im Kirchenrat beschäftige, prüfe ich durch diese Brille. Alles, was wir tun, müssen wir auch im zivilgesellschaftlichen Kontext benennen können.»