Kein Platz für Rassismus...

News 29.01.2024

Kein Platz für Rassismus...

I. Prolog

Der Kirchenrat der ERK BL ist davon überzeugt, dass dem Menschen eine besondere Würde und Verantwortung zukommt. Spricht die jüdische/christliche Bibel von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen, der wenig niedriger ist als die Engel und gekrönt ist mit Herrlichkeit und Ehre (Psalm 8), so redet der Koran davon, dass der Mensch Gottes Statthalter auf Erden ist, eine Aufgabe, die die höchste göttliche Würde darstellt. (Sure 2, Vers 30).
Diese Einsichten lassen sich in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahre 1948 wiederfinden, «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ (Artikel 1). Die Präambel der Bundesverfassung der Schweiz aus dem Jahre 1999 bringt diese Haltung in folgenden Punkten gleichermassen zum Ausdruck, «Im Namen Gottes des Allmächtigen! (…) Im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben, (…) gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.»

II. Aus- und Zusagen des Kirchenrats der ERK BL

Unser oberstes Anliegen und unsere wichtigsten Verantwortungen sind:

1. aus unserer christlichen Tradition heraus Respekt und Toleranz zu fordern und zu leben; insbesondere für die Menschen, die einer anderen oder gar keiner Religion angehören.

2. den Zusammenhalt in unserem Staat zu stärken, indem wir uns entschieden gegen Ausgrenzung und Diffamierung Angehöriger religiöser Gemeinschaften stellen. Darum setzen wir uns ein für Aufklärung, für Diskussionen und Begegnungen an kirchlich und gesellschaftlich relevanten Orten, wo wir wirken können (Unterricht, Gottesdienste, Synoden, Foren, Medien). Wir stehen ein für die demokratischen Grundlagen unseres Staates und tragen unseren Teil dazu bei, denn wir wissen: «dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.»

Dies gilt zurzeit für die Angehörigen des jüdischen und muslimischen Glaubens, die sich auch in der Schweiz Ausgrenzung, Beleidigung und Hass ausgesetzt sehen. Dies als Folge des unmenschlichen Angriffs der Terrororganisation Hamas und dem darauffolgenden Krieg in Gaza, in welchem die Zivilgesellschaft unermessliches Leid erfährt.

Kommt hinzu: Antisemitismus ist nicht nur in erster Linie ein Problem für jüdische Menschen, sondern auch ein Indikator für eine gefährliche Zerreissprobe in der Gesellschaft, in welcher Zusammenhalt und Demokratie als akut gefährdet erscheinen. Es gehört leider zur europäischen Praxis und Geschichte (die Schweiz gehört dazu!), dass sublimer aber auch virulenter Antisemitismus wiederholt aufscheint und zeigt, wie grausam der Umgang von Menschen mit Minderheiten aussehen kann und gleichsam Ausdruck einer Gesellschaft im akuten Krisen-Modus ist.

3. Der Kirchenrat der ERK BL stellt sich der Verantwortung und ist daher wachsam gegenüber wie auch immer formuliertem Rassismus und Antisemitismus. Er sieht sich verpflichtet, Brücken zu bauen, Runde Tische zu gestalten mit, zwischen und zu den Angehörigen anderer Religionen. Wer immer aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion, einer Ethnie, des Geschlechts oder anderer Merkmale verspottet, beschimpft, verfolgt wird, kann darauf zählen, dass der Kirchenrat der ERK BL nicht wegschaut/-hört. Er ruft dazu auf, Zivilcourage zu zeigen: sicht- und hörbar zu widersprechen, wenn im Privaten und in der Öffentlichkeit rassistische, antisemitische Vorurteile oder Hass geäussert werden.

Kirchenrat
Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Basel-Landschaft