Unterwegs mit dem «Aussenministerium»

Unterwegs mit dem «Aussenministerium»
An der diesjährigen Tagung der Fachstellen und Spezialpfarrämter der Reformierten Kirche Baselland im Basler Missionshaus mit dem Pfarramt für weltweite Kirche ging es um
brennende gesellschaftspolitische Themen.
Von der Spitalseelsorge im Bruderholzspital bis zur Fachstelle für Jugendarbeit FaJu in Liestal: Einmal im Jahr treffen sich auf Initiative des Kirchenrats die Verantwortlichen der kantonalkirchlichen Fachstellen und Spezialpfarrämter der Reformierten Kirche Baselland zu einer thematischen Tagung. Am 8. Mai 2025 traf man sich im Hotel Odelya des Basler Missionshauses.
Gastgeberin war das Pfarramt für weltweite Kirche beider Basel mit Daniel Frei als Leiter. Das Spezialpfarramt wird gemeinsam von den Evangelisch-reformierten Kirchen Baselland und Basel-Stadt getragen und hat sein Büro im Basler Missionshaus. Für die Organisation zeichneten Céline Graf, Kirchenschreiberin ERK BL, und Toya Schweizer, Sekretariat Pfarramt für weltweite Kirche, verantwortlich.
Pfarrer Daniel Frei und Kirchenrat Niggi Ulrich, zuständig für das Departement Weltweite Kirche und Ökumene ERK BL, moderierten den informativen Morgen. Er war dem Themencluster Flucht und Migration, Interreligiöser Dialog und Integration sowie christliche Migrationsgemeinden und Kirchengemeinschaft gewidmet.
Diakonischer
Auftrag der Kirche
«Ihr
seid die Visitenkarten, die ´Missionarinnen und Missionare´ der Kantonalkirche»,
wandte sich der scheidende Kirchenratspräsident Christoph Herrmann an die rund
20 versammelten Fachleute, darunter auch die künftige Kirchenratspräsidentin,
Regine Kokontis (siehe Gruppenbild oben). Christoph Herrmann ist der diakonische Auftrag der ERK BL auf
Grundlage des Evangeliums ein Herzensanliegen, wie auch die Qualitätssicherung
des Pfarrberufs angesichts des Fachkräftemangels in diesem Beruf.
Im anschliessenden Ping-Pong-Gespräch zwischen Niggi Ullrich und Daniel Frei ging es um die Frage: Was ist weltweite Kirche und tut das gleichnamige Pfarramt, das Daniel Frei vor 18 Jahren antrat? Die sieben Jahre zuvor im Dienst der Basler Mission in Chile seien für ihn und seine Familie eine wegweisende Erfahrung gewesen, erzählte er. Der Perspektivenwechsel sei prägend gewesen für seine neue Aufgabe im Pfarramt für weltweite Kirche, das sich stets weiterentwickelt habe.
«Aussenministerium
der Kirche»
Heute
verstehe man sich als «Drehscheibe, verlässlicher Partner und Anlaufstelle» für
Kirchgemeinden und die reformierten Werke Mission 21 und
HEKS, erklärte Daniel Frei. Gepflegt wird auch die Rolle als
Gastgeberin und Beraterin für christliche Migrationsgemeinden, die gerne ins
Missionshaus kommen würden. Selbst sei er jedoch die meiste Zeit nicht im Büro
anzutreffen, sondern unterwegs in Stadt und Land, sagte Daniel Frei an der
Fachstellentagung der ERK BL: «Wir sind eine Barfüsserkirche und das
Aussenministerium der Kirche.»
Die Kirche müsse eine «Brücke zur Gesellschaft bauen», betonte auch er. Vernetzung und die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern seien zentral. So sei man als «gemeinschaftliche Lerngemeinschaft» unterwegs, ergänzte Kirchenrat Niggi Ulrich, ein leidenschaftlicher Verfechter einer Landeskirche mit einem «Public Value», die öffentlich sichtbar, offen und deutlich wahrnehmbar ist.
Was dies konkret bedeutet, zeigten die beiden anschliessenden Referate von HEKS beider Basel und von Inforel, Information Religion, zwei Kooperationspartner der Reformierten Kirche Baselland.
Eine
Anlaufstelle für Kriegsflüchtlinge aus Europa
Jenya
Lavicka (rechts im Bild oben), gebürtige Ukrainerin und seit 2006 in der Schweiz, leitet die Koordinationsstelle «Flucht und Ankommen»
für Kriegsflüchtlinge aus Europa, allen voran ukrainische Staatsangehörige und
eine eine Initiative der ERK BL und HEKS in Zusammenarbeit mit dem Kanton
Basel-Landschaft.
In ihrer engagierten Präsentation stellte sie das Angebot für Ukrainer:innen vor, das seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor über drei Jahren Menschen mit Schutzstatus S auf vielfältige Weise unterstützt und begleitet. 66'000 ukrainische Staatsangehörige leben heute in der Schweiz, darunter viele Frauen und Kinder. 2560 sind im Kanton Basel-Landschaft stationiert und an eine Rückkehr in ihr Heimatland ist vorläufig nicht zu denken.
Migrationskirchen
vernetzen und einbinden
Das Projekt
«Migrationskirchen vernetzen – Integration fördern», ein «Joint venture» der
Reformierten Kirche Baselland mit Inforel, kommt am 11. Juni vor die Synode der ERK BL. Inforel-Leiterin Swantje
Liebs (siehe Bild oben) sprach zur Frage: Wie kann die Kantonalkirche ihre Beziehung zu
Migrationskirchen nachhaltig vertiefen? Welche Formen der interkulturellen
Kooperation, Partnerschaft und Ökumene funktionieren? Wie kann sie die
integrative Rolle von Migrationskirchen stärken?
Im Anschluss an die Präsentation gemahnte Daniel Frei, das Haupthindernis für den Dialog mit Migrationskirchen auf Augenhöhe sei nicht etwa die Sprache oder die Kultur, sondern, dass ihre Angehörigen in der Regel aus tieferen sozialen Schichten kommen würden. Dem gegenüber sei das Verbindende der gemeinsame christliche Glaube und, so Daniel Frei: «Wir wollen alle, dass unsere Kinder eine gute Zukunft haben.»
Mit dem Projekt für und mit christlichen Migrationsgemeinden in der Region Basel, das ab diesem Sommer nochmals intensiviert fortgeführt werden soll, lebe man eine «verbindliche Lerngemeinschaft» und mache den sozialen Nutzen der Kirche in der Gesellschaft sichtbar, betonte Niggi Ullrich vom Kirchenrat der Reformierten Kirche Baselland. Als «bedeutendste und wichtigste Kirche in der Region» sei man prädestiniert, Verantwortung zu übernehmen in dieser Drehscheibenfunktion für Christ:innen aus anderen Weltreligionen.