«Das Leben viel zu kurz»

«Das Leben viel zu kurz»
Ende Juni 2025 tritt Pfarrer Christoph Herrmann als Kirchenratspräsident der Reformierten Kirche Baselland zurück. Als Leiter der Exekutive der Baselbieter Landeskirche setzten er und das Team im Kirchenrat starke Akzente in der diakonischen, gemeinnützigen Arbeit für Mitmenschen und brachten sich in Gesellschaft und Politik ein.
Pfr. Christoph Herrmann. Foto Katja Schmidlin
Christoph
Herrmann, Ihr Büro im Haus der Kirchenverwaltung im Obergestadeck in Liestal
ist fast leer. Aber der Teufelskopf mit Hörnern aus Lehm thront immer noch auf
dem Bücherregal.
Den
hat mir mein Göttibub geschenkt, das ist lange her. Ich bin ja von Haus aus
Pfarrer und er war früher viel bei uns im Pfarrhaus in Reinach. Irgendwann kam
er mit dem Teufelchen und fand, das passt. Es begleitet mich tagaus, tagein.
Sie
waren 30 Jahre Pfarrer im Unterbaselbiet und engagieren sich seit langem für
die Kantonalkirche, die letzten Jahre als Kirchenratspräsident. Sind Sie ein
guter Kommunikator?
Als
Kirche haben wir einen permanenten Auftrag, die Kommunikation des Evangeliums.
Das hat vielfältige Formen. Es gibt es gewisse Dinge in unserer Gesellschaft,
die wir unterstützen, weil sie gut sind. Und es gibt Dinge, die wir in Fragen
stellen, weil wir der Meinung sind, dass man sie korrigieren muss und sie nicht
so sein sollen, wenn wir die Einladung zur Nächstenliebe ernst nehmen.
Bei
der ersten Konzernverantwortungsinitiative, die global tätige Schweizer
Grossunternehmen bei ihren Geschäften zur Einhaltung von Menschenrechten und
Umweltbestimmungen verpflichtet, hat sich der Kirchenrat sehr weit aus dem
Fenster gelehnt. Sind Sie da nicht zu weit gegangen?
Bei
der ersten «Kovi» (Konzernverantwortungsinitiative, Anm. d. Red.) hat sich der
Kirchenrat als Gremium dazu geäussert; er sagte, die Reformierte Kirche
Baselland unterstützt Kovi eins. Dann gab es ganz unglückliche Formen von
Kommunikation dazu, Meinungsäusserungen von Initiativbefürwortenden und mit
ausschliessenden Statements, die so verstanden werden konnten: Nur, wer für
Kovi ist, ist ein guter Christenmensch. Das geht einfach nicht!
Welches
ist Ihre persönliche Meinung zur neuen Kovi, die vor einem Monat eingereicht
wurde?
Wenn
es um die Einhaltung der Menschenrechte geht und um die Bewahrung der
Schöpfung, ist es nicht so schwierig, sich zu überlegen, welche Position ich
als Christoph Herrmann habe. Als Kirchenratspräsident einer Landeskirche habe
ich eine gewisse Verantwortung für die Kirche als Gesamtes. Äussere ich mich zu
einem Thema, ist es immer der Kirchenratspräsident. Deshalb bin ich sehr
vorsichtig damit, meine eigene Meinung kundzutun.
Würde
die Reformierte Kirche Baselland klar und deutlich in der Öffentlichkeit
Stellung beziehen, würde man sie besser wahrnehmen. Stattdessen pflegt sie die
gut schweizerische Konsenskultur. Finden Sie das gut?
Als
Kirchenratspräsident hast du sehr oft eine Moderationsaufgabe ...
Abschied Kirchenrat in Bildern (18. Juni 2025)
Fotos: Roland Schmid