«Das Leben viel zu kurz»

Christoph Herrmann Foto EKS Synode 01
News 24.06.2025

«Das Leben viel zu kurz»

Der abtretende Kirchenratspräsident der Reformierten Kirche Baselland zieht Bilanz.
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Ende Juni 2025 tritt Pfarrer Christoph Herrmann als Kirchenratspräsident der Reformierten Kirche Baselland zurück. Als Leiter der Exekutive der Baselbieter Landeskirche setzten er und das Team im Kirchenrat starke Akzente in der diakonischen, gemeinnützigen Arbeit für Mitmenschen und brachten sich in Gesellschaft und Politik ein.

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«Wir haben das Wächteramt in der Gesellschaft», sagt der scheidende Kirchenratspräsident Christoph Herrmann von der Reformierten Kirche Baselland. Er freut sich aufs Runterfahren und auf das weitere Mitwirken im Bildungsrat BL. Foto Katja Schmidlin

Pfr. Christoph Herrmann. Foto Katja Schmidlin

Christoph Herrmann, Ihr Büro im Haus der Kirchenverwaltung im Obergestadeck in Liestal ist fast leer. Aber der Teufelskopf mit Hörnern aus Lehm thront immer noch auf dem Bücherregal.


Den hat mir mein Göttibub geschenkt, das ist lange her. Ich bin ja von Haus aus Pfarrer und er war früher viel bei uns im Pfarrhaus in Reinach. Irgendwann kam er mit dem Teufelchen und fand, das passt. Es begleitet mich tagaus, tagein.

Sie waren 30 Jahre Pfarrer im Unterbaselbiet und engagieren sich seit langem für die Kantonalkirche, die letzten Jahre als Kirchenratspräsident. Sind Sie ein guter Kommunikator?


Als Kirche haben wir einen permanenten Auftrag, die Kommunikation des Evangeliums. Das hat vielfältige Formen. Es gibt es gewisse Dinge in unserer Gesellschaft, die wir unterstützen, weil sie gut sind. Und es gibt Dinge, die wir in Fragen stellen, weil wir der Meinung sind, dass man sie korrigieren muss und sie nicht so sein sollen, wenn wir die Einladung zur Nächstenliebe ernst nehmen.

Bei der ersten Konzernverantwortungsinitiative, die global tätige Schweizer Grossunternehmen bei ihren Geschäften zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltbestimmungen verpflichtet, hat sich der Kirchenrat sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Sind Sie da nicht zu weit gegangen?


Bei der ersten «Kovi» (Konzernverantwortungsinitiative, Anm. d. Red.) hat sich der Kirchenrat als Gremium dazu geäussert; er sagte, die Reformierte Kirche Baselland unterstützt Kovi eins. Dann gab es ganz unglückliche Formen von Kommunikation dazu, Meinungsäusserungen von Initiativbefürwortenden und mit ausschliessenden Statements, die so verstanden werden konnten: Nur, wer für Kovi ist, ist ein guter Christenmensch. Das geht einfach nicht!

Welches ist Ihre persönliche Meinung zur neuen Kovi, die vor einem Monat eingereicht wurde?


Wenn es um die Einhaltung der Menschenrechte geht und um die Bewahrung der Schöpfung, ist es nicht so schwierig, sich zu überlegen, welche Position ich als Christoph Herrmann habe. Als Kirchenratspräsident einer Landeskirche habe ich eine gewisse Verantwortung für die Kirche als Gesamtes. Äussere ich mich zu einem Thema, ist es immer der Kirchenratspräsident. Deshalb bin ich sehr vorsichtig damit, meine eigene Meinung kundzutun.

Würde die Reformierte Kirche Baselland klar und deutlich in der Öffentlichkeit Stellung beziehen, würde man sie besser wahrnehmen. Stattdessen pflegt sie die gut schweizerische Konsenskultur. Finden Sie das gut?


Als Kirchenratspräsident hast du sehr oft eine Moderationsaufgabe ...


Abschied Kirchenrat in Bildern (18. Juni 2025)

Fotos: Roland Schmid

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Christoph Herrmann. Foto Christoph Knoch, Bern