Frühjahrssynode 2024
Ankommen und (wieder) aufbrechen
Am Mittwoch, 5. Juni 2024 traf sich die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland (ERK BL) zu ihrer Frühjahrssitzung in der Kirchgemeinde Bubendorf-Ramlinsburg. Im Zentrum stand insbesondere die Rückschau auf das Grossprojekt «Visitation» und deren Umsetzung, welches die ERK BL in den vergangenen zehn Jahren auf allen Ebenen beschäftigt hatte. Mit dessen Abschluss, was einem Ankommen gleichkommt, können nun wieder vermehrt andere Projekte in den Fokus genommen werden. Es gilt also auch, wieder aufzubrechen. Dank eines sehr guten Jahresabschluss kann zuversichtlich in die Zukunft geblickt werden. Die Jahresrechnung 2023, der Jahresbericht 2023, der Schlussbericht zum Grossprojekt Umsetzung Visitation und die weiteren Geschäfte wurden in der Regel einstimmig oder grossmehrheitlich bewilligt und zur Kenntnis genommen. Verschiedene Wahlgeschäfte und Berichte rundeten die Frühjahrssynode ab.
Nach der Anlobung von drei neuen Synodalen – Andreas Bolatzki, Kirchgemeinde Bennwil-Hölstein-Lampenberg; Eva Keller-Gachnang, Kirchgemeinde Pratteln-Augst; und Corina Klee, Kirchgemeinde Frenkendorf-Füllinsdorf – legte Kirchenratspräsident Christoph Herrmann den Jahresbericht 2023 vor. Er wies insbesondere auf das Vorwort hin, das in diesem Jahr von Regierungsrat Dr. Anton Lauber, Finanz- und Kirchendirektor, verfasst wurde, und auf die kleine Kirchengeschichte der letzten zehn Jahre, die auf die Visitation und deren Umsetzung eingeht und auch das diesjährige Motto «Ankommen und (wieder) aufbrechen» aufnimmt. Auch Martin Vecchi von der GPK schätzte den umfangreichen und informativen Amtsbericht des Kirchenrats. Dieser wurde einstimmig zur Kenntnis genommen. Nach kurzer Einführung durch Kirchenrätin Sandra Bätscher und einem Votum von Markus Jäggi von der FPK wurde die Rechnung 2023 einstimmig genehmigt. Die Jahresrechnung weist über alle drei Rechnungen einen Überschuss von 1’638‘527.30 aus (budgetiert war ein Gewinn von 193'200.00 / Vorjahr Überschuss von 636'063.76). «Der Abschluss ist dank höheren Steuereinnahmen, Vakanzen bei Stellen und tieferen Sachkosten besser als erwartet ausgefallen. Dies hat es uns auch erlaubt, Einlagen in diverse Fonds zu tätigen», sagte Sandra Bätscher.
Schlussbericht Umsetzung Visitation und Blick in die Zukunft
Im Juni 2013 beschloss die Synode die Visitation. Im Oktober 2015 wurde ein Bericht mit 25 Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Nun legte der Kirchenrat seinen Schlussbericht vor. «Es war eine Mammutaufgabe, die wir gemeinsam angepackt haben», sagte Kirchenratspräsident Christoph Herrmann. «Nachdem am 1.1.2024 nun auch die Personal- und Besoldungsordnung, als letzte grosse Ordnung in Kraft getreten ist, sind wir angekommen. Aber wir müssen auch wieder aufbrechen». Vieles wurde geschafft; neue Kirchgemeindemodelle entwickelt, die freie Kirchgemeindewahl eingeführt, die Zusammenarbeit auf vielen Ebenen verstärkt. Aber die Welt habe sich in diesen zehn Jahren auch verändert. «Es gibt neue und andere Herausforderungen. Wie begegnen wir der Realität, dass viele Menschen nicht mehr verstehen, wie wir vom Glauben reden? Wie positionieren wir uns in einer Gesellschaft, in der Vereinzelung, Abgrenzung, Polemisierung und Verrohung zunehmen? Wie begegnen wir dem kirchlichen Fachkräftemangel und wie stellen wir sicher, dass wir bei den Kasualien und Lebensübergängen top Dienstleistungen erbringen?» Die Arbeit gehe nicht aus. Man müsse neue Formen von Kirche ausprobieren, experimentierfreudig sein. «Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen und Zeichen setzen. Wir können in die Gesellschaft hineinwirken. Denn Kirche sein, entscheidet sich auch im Dasein für andere», ist Christoph Herrmann überzeugt. Diesem Votum konnten viele Synodale etwas abgewinnen. «Wir stehen gut da nach zehn Jahren intensivster Zusammenarbeit», sagte Anni Loosli von der GPK. Das sei sicher auch der breiten Vernehmlassung geschuldet, die seit Beginn alle Ebenen habe zu Wort kommen lassen. Laurent Perrin, Kirchgemeinde Oberwil-Therwil-Ettingen, war «sehr erfreut über den Schlussbericht», der auch in den Kirchgemeinden besprochen werden soll. Röbi Ziegler, Kirchgemeinde Pratteln-Augst, freute sich, «dass der Kirchenrat im Schlussbericht bereits nach vorne blickt». Früher seien Kirchen oft als ‘Interpretatoren der Vergangenheit’ gesehen worden, wie es Kurt Marti einmal ausdrückte. «Gut, wenn das jetzt anders ist.» Der Schlussbericht zur Umsetzung der Visitation wurde einstimmig zur Kenntnis genommen. Christoph Herrmann freute sich, «dass man nun wieder vermehrt Inhalte diskutieren kann».
Ein weiterer Blick in die Zukunft präsentierte Kirchenrat Matthias Plattner. Er berichtet zur Zukunft der Kommunikation der ERK BL. So soll bis Ende 2024 das neue, gemeinsame Erscheinungsbild auf Ebene der Kantonalkirche und bei ersten Kirchgemeinden eingeführt werden und man sei auch an der Lancierung eines Webportals, an welches sich Kirchgemeinden, Fachstellen und weitere Gremien anschliessen können. In den kommenden Jahren solle das neue Erscheinungsbild sukzessive bei den Kirchgemeinden eingeführt werden. «Wir wollen unsere Sichtbarkeit und Wiedererkennbarkeit auf allen Ebenen weiter stärken und Synergien schaffen», sagte er zum Ende der Präsentation. «Die GPK begrüsst die Überarbeitung und Weiterentwicklung des Kommunikationskonzepts», sagte Anni Loosli. Diverse Wortmeldungen aus den Reihen der Synodalen strichen die Vorteile der stärkeren Sichtbarkeit heraus, äusserten aber auch Bedenken, ob man dadurch als Kirchgemeinde eventuell ein Stück Identität verliere. Eine sogfältige Begleitung und Kommunikation sei wichtig. Der Bericht und die geplante Umsetzung wurden grossmehrheitlich zur Kenntnis genommen, bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung.
Erweiterte Findungskommission bestellt
Zu Beginn des Jahres haben vier Kirchenratsmitglieder bekannt gegeben, dass sie für die kommende Legislatur (1.7.2025-30.6.2029) nicht mehr zur Wiederwahl in den Kirchenrat antreten. Es sind dies Kirchenratspräsident Pfarrer Christoph Herrmann, Departement Präsidiales und Aussenbeziehungen (seit 1. Januar 2020); Vizepräsidentin Cornelia Hof-Sippl, Departement Diakonie und Spezialseelsorge (seit 1. Juli 2013); Pfarrer Matthias Plattner, Departement Gemeindeentwicklung und Erwachsenenbildung (seit 1. Juli 2013); und Kirchenrätin Sandra Bätscher-Gisin, Departement Finanzen und Wirtschaft (seit 1. Juli 2017). «Diese Entscheide erfolgen aus unterschiedlichen, persönlichen und biographischen Gründen», sagte Kirchenratspräsident Christoph Herrmann zur Einleitung. «Unsere Zusammenarbeit läuft sehr gut und wir freuen uns, auch in den kommenden zwölf Monaten gemeinsam für unsere Kirche im Einsatz zu sein.» Da auch der Kirchenratspräsident nicht mehr zur Wiederwahl antritt, muss laut Gesetz eine erweiterte Findungskommission bestellt werden. Diese besteht aus den fünf Mitgliedern der ständigen Findungskommission und weiteren Mitgliedern. Die Synode wählte in der Folge einstimmig Pfarrerin Sibylle Baltisberger, Präsidentin Pfarrkonvent, Burkhard Wittig, Präsident Diakoniekonvent, Eva Müller, Religionslehrperson, und Fredi Vogelsanger, GPK, in die erweiterte Findungskommission. Diese kann ihre Arbeit per sofort aufnehmen.