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Bettagsmandat 2023: Unsere christlichen Werte stiften Gemeinsinn und Solidarität

14.09.2023

Regierungspräsidentin Monica Gschwind führt im diesjährigen Bettagsmandat aus, wie in der Gesellschaft Orientierungslosigkeit, Vereinzelung wie auch extreme Positionen zunehmen. Um der Gemeinschaft und den einzelnen Menschen Halt zu geben, müsse «der Ausgleich und das Gemeinwohl" gestärkt werden. Der Kirche komme dabei mit ihren christlichen Grundwerten des Gemeinsinns, der Solidarität und des sozialen Engagements eine wichtige Rolle zu.


Bettagsmandat 2023
Zeit, füreinander da zu sein! 

Haben Sie auch schon eine der neuen, leuchtend gelben Sitzbänke gesehen? Zum Beispiel vor der Kantonsbibliothek in Liestal. Und haben Sie womöglich gedacht, dass es eine Sommeraktion der Schweizer Wanderwege sei? Ist es aber nicht. Die gelben Sitzbänke sind Teil der nationalen Kampagne «Wie geht’s dir?», welche die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, unterstützt von den Deutschschweizer Kantonen und der Stiftung Pro Mente Sana, durchführt. Die Bevölkerung ist eingeladen, innezuhalten, Kontakte zu knüpfen, einander zuzuhören und sich mit dem Thema der psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen. Denn Gespräche können entlasten, helfen, Erlebtes zu verarbeiten, und Kraft geben. 

Solche Gespräche und öffentliche Diskussionen tun Not. Denn viel zu vielen Menschen in der Schweiz geht es nicht gut. Gerade Jugendliche kämpfen mit Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und psychischen Problemen. «Kinder und Jugendliche leben seit bald zehn Jahren in einer Dauerkrise», erklärt Professorin Susanne Walitza, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie der Universität Zürich. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die an psychischen Problemen leiden, hat sich allein im vergangenen Jahr von 20 auf 30 Prozent erhöht. Was das Problem noch verschärft: Der Anstieg steht einem fast stagnierenden Angebot an Therapieplätzen gegenüber. Die Gründe für den massiven Zuwachs sind vielfältig: Klimakrise, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation.

Kehren wir also zu Gesprächen zurück, die von Aufmerksamkeit und Respekt geprägt sind. Und stellen wir uns dadurch gegen Wutbürgertum, die generell wachsende Polarisierung, Hass und Hetze. Wenn wir unsere bewährte Konkordanzdemokratie und unsere Gesellschaft stärken wollen, dann müssen wir alle zum Zentrum, zur Ausgewogenheit, Sorge tragen. Und genau da sehe ich die Chancen und die Möglichkeiten der Kirchen. In der Stärkung des Ausgleichs! Fördern wir – Staat und Kirchen – daher das Gemeinwohl. Erhöhen wir unser Engagement für eine ausgeglichene und offene Gesellschaft, die sich auch für einsame und psychisch kranke Mitmenschen einsetzt. Damit können wir der stetigen Individualisierung in unserer Gesellschaft entgegentreten. 

Der Ethiker, Theologe und Kommunikationsprofi Stephan Feldhaus hat es in einem Interview in der Basler Zeitung auf den Punkt gebracht: «Man will sich mit möglichst wenig auseinandersetzen, frei sein, unabhängig sein. Und wir glauben, dass wir uns diese Formen der Individualisierung leisten können, weil es uns wirtschaftlich aufs Ganze gesehen gut geht». Und Feldhaus weiter: «Menschen brauchen Prinzipien und Werte für ihre Orientierung. Diese sind über Jahrhunderte und bis vor ein paar Jahrzehnten von privaten und öffentlichen Institutionen bereitgestellt worden, egal ob diese gut oder schlecht sind: Familien, Parteien, Gewerkschaften, Vereine, Verbände – und vor allem auch Kirchen. Wenn man wollte, konnte man sich an diesen orientieren. Seit Jahren erodieren diese Institutionen aber immer mehr. Der Mensch findet da kaum noch Orientierung. Er zieht sich ins rein Private zurück. Oder er sucht sich die Bestätigung eben im Schrillen, an den Rändern».

Stärken wir darum den Ausgleich und das Gemeinwohl unserer Gesellschaft! Dabei sehe ich für die Kirchen zwei zentrale Rollen: Einerseits die Funktion als Ratgeberin in ethischen Belangen und andererseits die Förderung des sozialen Engagements für die Geschwächten in unserer Gesellschaft. Diese zwei Rollen werden von vielen Menschen noch heute anerkannt. Genau aus diesem Grund bezahlen viele ihre Kirchensteuern, obwohl sie persönlich seit Jahren keinen Gottesdienst mehr besucht haben. Das tut der Erkenntnis keinen Abbruch, dass allein schon die christlichen Werte in unserer Gesellschaft Gemeinsinn stiften und die Solidarität untereinander fördern. Religion und Kirche betten den Staat in ein grösseres Ganzes ein. Die Kirche ist eine Mahnerin für die Idee von Gerechtigkeit - und eben Ausgleich. Das ist auch der Grund, weshalb die Präambel in unserer Bundesverfassung auf den Allmächtigen und die Schöpfung verweist. Eine ausgeglichene und offene Gesellschaft bedeutet: Wir suchen das Gespräch miteinander, wir hören einander zu, wir nehmen einander ernst und begegnen uns mit Respekt, wir engagieren uns füreinander. Heute in der Kirche, morgen in der Nachbarschaft, im Dorf auf der gelben Sitzbank und natürlich zuhause in den eigenen vier Wänden. Der Bettag bietet eine gute Gelegenheit, den ersten Schritt zu wagen. 

Im Namen des Regierungsrats 

Monica Gschwind
Regierungspräsidentin 

Elisabeth Heer Dietrich
Landschreiberin

2023 © Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Landschaft +41 61 926 81 81

 
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