09.03.2017
Die Fastenzeit ist in vollem Gange. Heutzutage ist es wieder im Trend, auf etwas zu verzichten. Doch was bedeutet Fasten eigentlich? Worin hatte es seinen Ursprung und wie lebten die Menschen die Fastenzeit vor und nach der Reformation?
Die Zeit zwischen Fasnacht
und Ostern steht unter dem Zeichen des Fastens. Der erste Gedanke, der einem
bei diesem Wort kommt, ist «Aber ohne Essen kann ich keine 40 Tage
durchstehen!». Doch weshalb dauert die Fastenzeit genau 40 Tage? Darf man dann
wirklich nichts essen? Was genau versteht man unter Fasten, früher und heute?
Das Ziel vom Fasten
Der Begriff Fasten wird
heutzutage nicht mehr nur im religiösen Kontext verwendet. Viele fasten der
Figur zuliebe, um eine Sucht loszuwerden oder um gegen den Kapitalismus zu
demonstrieren. Doch für Christen steht Gott im Zentrum.
Indem man auf etwas aktiv
verzichtet, räumt man Gott mehr Zeit ein, um auf ihn zu hören, Zeit mit ihm zu
verbringen und über den Sinn des Christseins nachzudenken. Es geht um Busse,
Umkehr und darum, einen Unterbruch im hektischen Alltag zu schaffen, während
dem man betet und bewusst Gott sucht.
Weshalb genau 40 Tage?
Die Zahl 40 hat eine
besondere Bedeutung in der Bibel. Wichtige Perioden dauerten 40 Tage, im Fall
von Israels Wanderung durch die Wüste sogar 40 Jahre. Auch Jesus begab sich in
die Wüste, um 40 Tage lang zu fasten, gleich nachdem er sich hatte taufen
lassen. Vor ihm tat Elija dasselbe. Mose verbrachte gleich zwei Mal vierzig
Tage ohne Essen und Trinken auf dem Berg Sinai. Die Zahl 40 steht für einen
umfassenden Zeitraum, der Wende und Neubeginn ermöglicht (ref.ch). 40 Tage nach der Auferstehung
Jesu wird Christi Himmelfahrt gefeiert (katholisch.ch).
So legte man die Fastenzeit auf 40 Tage an. Sie dauert vom Aschermittwoch
bis zum Karsamstag, wobei die Sonntage nicht als Fastentage gezählt werden.
Jedoch fasten nicht alle christlichen Konfessionen in diesem Zeitrahmen. Die Christlich-Orthodoxen fangen schon früher, nämlich nach dem Fasnachtssonntag an. Während der Fastenzeit verzichten sie vollends auf tierische Erzeugnisse. Am ersten Fastentag essen sie überhaupt nichts. Die reformierte Kirche bevorzugt den Begriff Passionszeit, da es in dieser Zeit um das Leiden Jesu geht, doch er hat sich nicht durchsetzen können. Früher praktizierte die Katholische Kirche das Fasten unter strengen Regeln. So gab es über das Jahr verteilt mehrere Fast- und Abstinenztage. An Fasttagen durfte nur eine volle Mahlzeit eingenommen werden, an Abstinenztagen durften die Gläubigen kein Fleisch essen, im Gegensatz zu den Orthodoxen jedoch andere tierische Erzeugnisse. Es gab genaue Vorschriften, wer fasten musste und wer davon befreit war. Jedoch war die Gefahr gross, dass man nur fastete, um alles richtig zu machen und dem Papst zu gefallen, nicht aber, um Gott zu gefallen, geschweige denn um ihm zu begegnen und zu ihm zurückzukehren. Man wollte ihn milde stimmen. Das Bistum Augsburg hat auf seiner Webseite einen interessanten Vergleich zwischen fürher und heute aufgestellt und erklärt die damals geläufigen Regeln.
Martin Luther hatte eine völlig andere Auffassung vom Fasten. Er lehnte die Vorstellung ab, dass man durch eine Tat wie eben das Fasten in den Himmel gelangen könnte. Er sah das Fasten als "als eine feine äußerliche Zucht", die freiwillig zu geschehen hatte. Luther wollte die Fastenzeit auch nicht auf einen Zeitpunkt festlegen. Jedermann solle selber entscheiden, wann er oder sie fasten wolle. So kam es 1522 auch zum skandalösen Wurstessen in Zwinglis Anwesenheit während der Fastenzeit. Zur gleichen Zeit teilten sich Priester, Studenten und humanistisch gesinnte Laien ein Spanferkel im Klybeckschlösschen.
Heutzutage schreiben die Kirchen den Gläubigen nicht mehr detailliert vor, wie sie zu fasten hätten. Vielmehr geht es darum, zu beten und wohltätige und fromme Werke zu tun, den Blick von sich selbst abzuwenden. Es soll keine religiöse Pflichtübung sein. Die Menschen entscheiden oft selber, was sie fasten. Das kann bedeuten, dass sie während einer bestimmten Zeit nicht Auto fahren, rauchen, Schokolade essen, das Smartphone benützen, Zeit auf Social Media verbringen und vieles mehr. Man löst sich von abhängig machenden Dingen. Auch fasten viele ausserhalb der offiziellen Fastenzeit. Es gibt unzählige Fastenkampagnen und Fastenkalender, die uns durch die Fastenzeit führen. So zum Beispiel der Fastenkalender von Sehen und Handeln im Rahmen der Ökumenischen Kampagne vonBrot für alle, Fastenopfer und Partner sein. Das Blaue Kreuz veranstaltet einen Wettbewerb für Kinder und Jugendliche.
https://7wochenohne.evangelisch.de/content/fasten
http://www.horizonte-aargau.ch/christliche-konfessionen-fasten-unterschiedlich/
https://www.ref.ch/die-reformierten-kirchen/portraet/kirchenjahr/ https://bistum-augsburg.de/Hauptabteilung-VI/Glaube-und-Lehre/Glaubenslehre/Glaubensfragen/Fastenzeit-frueher-und-heute http://www.katholisch.de/glaube/unser-kirchenjahr/40-tage-ohne
http://www.livenet.ch/themen/kirche_und_co/christliches_gemeindeleben/gebet/40_tage_gebet_und_fasten/188707-warum_soll_man_fasten.html http://kirchenbote-online.ch/artikel/?id=10987&artikel=Heiratswillige-Pfaffen-und-Spanferkelschmaus
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