Rückblick Herbstsynode: «Es liegt noch viel Arbeit vor uns»

Nach dem angekündigten Rücktritt von Kirchenratspräsident Pfarrer Martin Stingelin per Ende 2019 wurde am Morgen vor allem das vom Synodevorstand beantragte Zusatz-Traktandum zur Findungskommission für die Nachfolge-Wahl intensiv diskutiert. Die Synode folgte am Ende einstimmig den Anträgen des Synodevorstands. Bei den weiteren Geschäften, so u.a. bei der Wiederbewilligung der Stabsstelle Kirchen- und Gemeindeentwicklung sowie allen Finanzgeschäften, folgten die Synodalen einstimmig oder grossmehrheitlich den Anträgen des Kirchenrats.

Der Gottesdienst, welcher die Synodetagung jeweils eröffnet, wurde von Pfarrer Martin Dürr und der katholischen Theologin Béatrice Bowald vom ökumenischen Pfarramt für Industrie und Wirtschaft BS/BL in der Stadtkirche Liestal gestaltet. Im Zentrum stand die Geschichte zur Heilung eines Taubstummen durch Jesus (Markus 7, 31-37). «Viele von uns werden (im übertragenen Sinn) taubstumm im Laufe ihres Lebens. Wir müssen wieder hören lernen auf Gott, aber auch auf andere Menschen, auf Zwischen- und Untertöne achten. Und wir müssen immer wieder eine Sprache finden, welche die Leute verstehen und sie ernst nimmt», sagte Martin Dürr. «Ich wünsche Ihnen Worte, die Neues erschaffen. Wenn wir das bei allem Tun nicht vergessen, bleibt unsere Kirche lebendig.»

Rücktritt von Kirchenratspräsident Pfarrer Martin Stingelin
Im Anschluss an den Gottesdienst eröffnete Synodepräsidentin Andrea Heger die Sitzung. Gleich zu Beginn wurden drei neue Synodale angelobt: Bettina Boppart Lagger (Kirchgemeinde Reinach), Nino Carbonetti (Kirchgemeinde Tenniken-Zunzgen) und Laurent Perrin (Kirchgemeinde Oberwil-Therwil-Ettingen).

Der Morgen war aber vor allem geprägt vom angekündigten Rücktritt von Kirchenratspräsident Pfarrer Martin Stingelin. Nach dem Verlesen des Rücktrittsschreibens durch die Synodepräsidentin erläuterte Kirchenrat Martin Stingelin seine Beweggründe und dankte für die gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen. «Ich freue mich auf die nächsten 13 Monate, die Begegnungen und die Arbeit, die jetzt noch vor mir liegen.» Pfarrer Robert Ziegler, Synodale aus Pratteln-Augst, würdigte in einem kurzen Votum die «stupende Dossierkenntnis und die umsichtige Art» von Martin Stingelin. Er sprach damit vielen Synodalen aus dem Herzen, die sich ihrerseits beim Kirchenratspräsidenten mit einem warmen Applaus bedankten. Im Anschluss wurde das vom Synodevorstand beantragte Zusatz-Traktandum zur Findungskommission für die Nachfolge-Wahl intensiv diskutiert. Nach über einstündiger Debatte folgte die Synode am Ende jedoch einstimmig den Anträgen des Synodevorstands. Bis Anfang 2019 wird nun eine sechsköpfige Findungskommission eingesetzt, bestehend aus je einem Mitglied aus Synode, Synodevorstand, Geschäftsprüfungskommission, Kirchgemeinden, Pfarrkonvent und Diakoniekonvent. Diese wird die Ausschreibung und Wahl vorbereiten. Die Wahl eines neuen Präsidenten resp. einer neuen Präsidentin des Kirchenrats wird voraussichtlich in der Frühjahrssynode im Juni 2019 stattfinden.

Finanzielle Lage weiterhin angespannt – Finanzgeschäfte dennoch mit grossem Mehr angenommen
Die diversen Finanzgeschäfte gingen relativ schnell über die Bühne. Die finanzielle Situation der Reformierten Kirche Baselland bleibt aber trotz umsichtiger Planung weiterhin angespannt, auch wenn die in den vergangenen Jahren beschlossenen Sparmassnahmen Wirkung zeigen und die Sachaufwände auf dem aktuellen Niveau stabilisiert werden sollen. Prägendes Element ist – ein weiteres Mal – die Thematik der Pensionskasse. Durch die Senkung des Umwandlungssatzes werden Nachzahlung für die Pensionierten fällig, und für die Mitarbeitenden sind Abfederungsmassnahmen vorgesehen. Der konsolidierte Voranschlag rechnet mit einem Fehlbetrag von CHF 314'790. Das fehlende Kapital in der Verwaltungsrechnung steigt weiter an. Der Voranschlag 2019 wurde von den Synodalen dennoch einstimmig genehmigt. Auch die weiteren Finanzgeschäfte – Finanzausgleich 2019, Finanzplanung 2019-2021 und der Sockelbeitrag an die Missionsorganisationen Mission 21 und DM - échange et mission für die Jahre 2019-2022 – wurden einstimmig oder mit grossem Mehr genehmigt.

Wiederbewilligung der Stabsstelle Kirchen- und Gemeindeentwicklung
Etwas ausführlicher diskutiert wurde die Wiederbewilligung der Stabsstelle Kirchen- und Gemeindeentwicklung. Ende 2019 läuft die auf fünf Jahre befristete Stelle aus. Hauptaufgaben der Stabsstelle sind die Unterstützung der Kirchgemeinden und der Kantonalkirche bei der Kirchen- und Gemeindeentwicklung sowie im Prozess Umsetzung Visitation. Die ERK BL befindet sich noch mitten im Prozess der Umsetzung Visitation. Der eingeschlagene Weg der Reform der ERK BL soll weitergegangen und der Zeitplan eingehalten werden. Zudem wird der Bedarf an Beratungen und Begleitungen in den Kirchgemeinden in den kommenden Jahren noch grösser werden. Für den Kirchenrat ist die Notwendigkeit der Stabsstelle Kirchen- und Gemeindeentwicklung deshalb nach wie vor evident: «Wir können jetzt nicht auf halben Weg stehen bleiben. Es ist noch sehr viel zu tun, damit wir weiterkommen», ist Martin Stingelin überzeugt. Die vom Kirchenrat beantragte befristete Weiterführung bis Ende 2023 wurde von der Synode grossmehrheitlich genehmigt.

Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Wahlen… und Martin Luther
Die Reformierte Kirche Baselland ist wie alle anderen evangelisch-reformierten Landeskirchen der Schweiz Mitglied des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds. Dieser möchte sich eine neue Verfassung geben und soll so zur Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz werden. Nach kurzer Erläuterung und Debatte wurde die neue Verfassung einstimmig zur Kenntnis genommen und den drei Baselbieter Delegierten in der Abgeordneten-Versammlung des Kirchenbunds zur Annahme empfohlen.
Zum Abschluss gab es noch diverse Wahlgeschäfte. Als neues Mitglied in die Geschäftsprüfungskommission wählte die Synode Dieter Hofer (Kirchgemeinde Muttenz). Pfarrer Eric Hub wurde als Synodalprediger, Pfarrerin Regina Degen-Ballmer und Pfarrer Roland Dobler von der Fachstelle für Unterricht als Stellvertretende Synodalprediger gewählt. Als Mitglied der Synode in die Findungskommission für das neue Kirchenratspräsidium wurde Lorenz Fuss (Kirchgemeinde Bubendorf-Ramlinsburg) gewählt. Diverse Berichte rundeten die Herbstsynode ab.

Im Anschluss an den offiziellen Teil kamen die Synodalen und Gäste in den Genuss der «Lektion Luther». Papst Leo der X., der Kurfürst von Sachsen, Martin Luther und weitere Protagonisten aus der Reformationszeit debattierten mit fulminantem Wortwitz in der Mitte des Landratssaals.

Die Beschlüsse in Kürze:
.//.     Protokoll der Frühjahrssynode vom 7. Juni 2018: mit zwei Anpassungen grossmehrheitlich genehmigt
.//.    Anträge des Synodevorstands zu Rücktritt und Neu-Wahl des Kirchenratspräsidiums, insbesondere Einsetzung einer Findungskommission für das neue Kirchenratspräsidium: einstimmig genehmigt
.//.    Sockelbeitrag an die Missionsorganisationen Mission 21 und DM – échange et mission für die Jahre 2019-2022: einstimmig genehmigt bei zwei Enthaltungen
.//.    Voranschlag 2019 (Budget): einstimmig genehmigt
.//.    Finanzausgleich 2019: einstimmig genehmigt
.//.    Stabsstelle Kirchen- und Gemeindeentwicklung – Wiederbewilligung für die Jahre 2020-2023: grossmehrheitlich genehmigt
.//.    Finanzplanung 2020-2022: einstimmig zur Kenntnis genommen
.//.    Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund (SEK) – Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS): Neue Verfassung, einstimmig zur Kenntnis genommen und Annahme empfohlen
.//.    Kollektenrahmenplan 2019: einstimmig genehmigt bei einer Enthaltung
.//.    Wahlen:
-    Mitglied der Geschäftsprüfungskommission der Synode: Dieter Hofer, einstimmig gewählt -    Synodalprediger: Pfr. Eric Hub, einstimmig gewählt
-    Stellvertretung Synodalprediger: Pfrn. Regina Degen-Ballmer und Pfr. Roland Dobler, einstimmig gewählt
-    Mitglied der Synode für die Findungskommission für das neue Kirchenratspräsidium: Lorenz Fuss, einstimmig gewählt bei zwei Enthaltungen