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aktuell
März 2017
Volksfrömmigkeit am Vorabend der Reformation
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts bestand
im Volksleben nicht etwa eine Sehnsucht
nach Innerlichkeit oder kirchlicher Zucht
wie bei der reformatorischen Geistlich-
keit, sondern das Interesse war auf Sinn-
fälliges und Sensationelles gerichtet. Ein
Ereignis dieser Zeit war der Aufenthalt
des Kardinals Peraudi in Basel.
Kardinal Raymundus Peraudi bereiste
als päpstlicher Legat seit Januar 1502
Deutschland, um durch Verkündigung
des Jubiläumsablasses der Kurie Mittel
zur Führung eines Türkenfeldzuges zu
verschaffen. Auf der Rückreise traf er im
April 1504 in Basel ein und blieb ein vol-
les Vierteljahr. Vom Jubiläumsablass hört
man zwar nichts mehr, die Zeit wurde
jedoch zur Steigerung der Frömmigkeit
genutzt.
Dazu gehört die Erhebung der Gebeine
von vier weiblichen Heiligen zur offiziel-
len Verehrung.
Schon lange wurden in Eichsel auf dem
Dinkelberg drei Gräber als die Gräber
von den heiligen Jungfrauen Kunegun-
dis, Mechtundis und Wibrandis verehrt,
ebenso das Grab auf der Chrischona
als dasjenige einer heiligen Christiana
(Chrischona). Wallfahrten wurden zu
ihnen gemacht und von Wunderheilun-
gen berichtet. Eine offizielle Anerkennung
des Kultes hatte aber nie stattgefunden.
Um eine solche wurde nun Kardinal
Peraudi angegangen. Nach Untersuchun-
gen verkündete er schliesslich in einem
grossen Erlass an den Klerus der Diözesen
Basel, Kostanz und Lausanne, dass der
Glaube begründet sei. Er selbst werde die
Erhebung der Gebeine vornehmen und
allen Teilnehmern der Zeremonie Plen-
arablass erteilen. Am 16. Juni 1504 fand
die Zeremonie in Eichsel und tags dar-
auf auf der Chrischona statt, jeweils unter
Assistenz des Basler Bischofs Christoph
von Utenheim, des Basler Weihbischofs
Tilman Limperger, verschiedener Äbte
und einer riesigen Volksmenge.
Unter diesen Zuschauern befand sich
wohl auch der spätere Schultheiss von
Säckingen, Hans Rosenblatt. Dass das
von seiner Frau Magdalena Strub in
diesem Jahr geborene Töchterlein den
Namen Wibrandis erhielt, steht zweifel-
los in direktem Zusammenhang mit die-
sem Ereignis. Wibrandis Rosenblatt ist
später als Gattin der drei Reformatoren
eformationsjubiläum
Das Jubiläum 500 Jahre Reformation
nimmt auch in der Schweiz Fahrt auf. Im
Oktober und November 2017 führen die
reformierten Kirchen der Schweiz eine
mehrsprachige nationale Öffentlichkeits-
kampagne durch. Sie dreht sich um den
nationalen Slogan «quer denken, frei han-
deln, neu glauben» und soll das Jubiläum
einer breiteren Bevölkerung bekannt
machen.
Dazu wurden vier Plakatsujets und diver-
ses Begleitmaterial kreiert. Die Plakate
werden vom 23. Oktober bis 6. Novem-
ber 2017 im ganzen Kanton aufgehängt.
Basispaket für Kirchgemeinde
Die Kantonalkirche finanziert jeder
Kirchgemeinde ein Basispaket mit Kam-
pagnenmaterial (u.a. Plakate, Tisch-
sets, Aufkleber, Postkarten), welches
Mitte September zugestellt wird. Zusätz-
liche Pakete und weiteres Material wie
Kirchturmbanner, Beachflags, Stifte etc.
können von den Kirchgemeinden bis spä-
Öffentlichkeitskampagne Reformationsjubiläum
testens am 18. April 2017 direkt beim
SEK bestellt werden. Dieses Material geht
zu Lasten der Kirchgemeinden.
Siehe:
/
Verteilaktion am Reformationstag
Am 31. Oktober findet in den frühen
Morgenstunden eine nationale Verteilak-
tion an den Bahnhöfen statt. Im Kanton
Baselland werden wir voraussichtlich an
den Bahnhöfen Liestal, Sissach, Gelter-
kinden, Laufen, Arlesheim/Dornach und
in Basel (in der Nähe der S-Bahn-Gleise)
präsent sein. Das benötigte Material für
die Bahnhofsaktion wird von der Kanto-
nalkirche bestellt und finanziert. Wir sind
jedoch auf die Mithilfe von Freiwilligen
aus den Ortskirchgemeinden und weite-
ren Interessierten angewiesen. Wir wer-
den uns direkt bei den Kirchgemeinden
melden.
Oekolampad, Capito und Butzer bekannt
geworden.
N.B.: Weihbischof Tilman Limperger
(auch Telamonius Limpurger genannt)
nahm später aktiv an der Basler Reforma-
tion teil und hielt 1529 die erste offiziell
reformierte Predigt im Münster.
Nach E. Staehelin: Das Buch der Basler
Reformation, Basel 1929
Wachsbildnis vonWibrandis Rosenblatt im historischen
Museum BS.
Kontakt
Für alle Fragen rund um die Öffent-
lichkeitskampagne wenden Sie sich
direkt an:
Stephanie Krieger
Tel. 061 926 81 87
Für alle anderen Fragen betreffend
Reformationsjubiläum (Veranstaltun-
gen etc.) wenden Sie sich an:
Judith Borter
Leiterin AG Reformationsjubiläum
Tel. 061 923 06 60
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