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refbl
aktuell
März 2017
nachgefragt...
Persönlich
Hobbies…
Kirchenarbeit in Überzeit, Kampfkunst,
Bürgerrechtsarbeit (Jüdisch-christliche
AG), Kochen, Fotografie
Das ist mir wichtig…
Wesentliches, Sinnliches, Befreiendes, Be-
rührendes
Liebste Bibelstelle…
Ihr ist viel vergeben, denn sie hat viel
geliebt. Lk 7, 47
Ich kann nicht sein ohne…
Meinen Lieblingsmenschen, frisches Was-
ser, Mac-Computer
Das mag ich gar nicht…
Rohe Sellerie, Baumnüsse, Temperaturen
über 25 Grad
Auf meinem Nachttisch liegt…
Ein paar Ohrenstöpsel
Ich bewundere…
Meinen geistlichen Lehrer Richard Rohr
Mein Lieblingsort…
Das Marais-Viertel in Paris
Hauptcharakterzug…
Intuitiv-kreativ-konstruktiv
Das inspiriert mich…
Die Goldbergvariationen von Bach,
Konkrete-konstruktive Kunst
Mein Motto…
Schönheit kann die Welt erlösen
Ausbildung und beruflicher
Werdegang
Vor seinem Theologiestudium an der
Universität Basel hat Frank Lorenz eine
Ausbildung zum Rettungssanitäter in
Deutschland absolviert. Nach seinem Vi-
kariat in der Kirchgemeinde Stephanus in
Basel übernahm er 1995 eine Projektstelle
bei der ERK BS. Im Anschluss machte er
eine Diplom-Ausbildung in Journalismus
und arbeitete als Journalist und später als
Produktionsleiter bei den Reformierten
Medien. Es folgten ein MBA in Betriebs-
wirtschaft und Unternehmensführung in
Berlin und New York und weitere beruf-
lichen Stationen. Von 2007 bis 2014 war
er Pfarrer in der Kirchgemeinde Reinach.
Frank Lorenz ist Ausbildungspfarrer,
ausgebildeter Notfallseelsorger und zerti-
fizierter Fachmann Psychologische Not-
hilfe. Seit 2014 ist er Geschäftsführer und
Co-Leiter der Offenen Kirche Elisabethen
(OKE), wo er 1995 ordiniert wurde.
Seit über 20 Jahren gibt es die OKE.
Was ist noch immer das Besondere an
ihr?
Zuerst mal: Es ist ein wunderschöner
Raum und Kraftort, ganz unabhängig von
seiner geistlichen Bedeutung. Dann: Das
Gründungskonzept von Felix Felix funk-
tioniert noch immer. Die alten jüdisch-
christlichen Traditionen beider grossen
Schweizer christlichen Traditionen neu
sagen und leben. Dabei immer wieder
Neues ausprobieren, auf aktuelle, gesell-
schaftliche Bedürfnisse reagieren, wie wir
das mir unseren sozial-diakonischen Pro-
jekten zugunsten der Geflüchteten derzeit
tun. Das ist ja ein biblischer Auftrag – den
Fremden so gut wie den Einheimischen
behandeln. Und es ist auch ein Zeichen
und eine Notwendigkeit der Zeit. Wir tun
das aus christlicher Verantwortung und
deshalb findet diese Arbeit auch in kirchli-
chen Räumen statt.
Viele unserer Freiwilligen sind nicht kir-
chenaffin, sie wollen aber bei unserem
Projekt dabei sein und kommen deshalb
zu uns in die Offene Kirche. Kirchen-
Mitwirkung ist bei uns die neue Kir-
chen-Mitgliedschaft. Die eher säkularen
Freiwilligen in den Flüchtlingsprojekten
treffen dabei – bei den Geflüchteten – auf
teilweise sehr religiöse Menschen. Da pas-
siert Neues, Unerwartetes, Berührendes.
Das Projekt bietet so neue Heimat – den
Geflüchteten und den Freiwilligen.
Wie hat sich die OKE verändert? Wie
wichtig sind alternative Angebote wie
die OKE?
In den ersten zehn Jahren war die OKE
etwas prickelnd Neues. Die zweiten zehn
Jahre war die Phase der Konsolidierung.
Jetzt geht wieder Neues auf. Die OKE
wurde mal «die Kirche für alle, die nicht
mehr zur Kirche gehen» genannt. Und die
kommen aus der ganzenNordwestschweiz.
Sie suchen ein freies, freiheitliches, punk-
tuelles, sozial engagiertes, geistliches und
gemeinschaftliches Erleben dort, wo sie in
ihrer Freizeit hingehen, in der Stadt. Wir
haben den Anspruch an uns, in der leben-
digen, trubeligen, modernen, extrovertier-
ten Stadt einen Platz für Gott freizuhalten.
Der ist meistens (die OKE ist sieben Tage
die Woche 10 Stunden auf!) schlicht: still
bei sich und bei Gott sein in einem wun-
derschönen Raum.
Was kann die OKE, was eine Kirchge-
meinde nicht kann? Und wo gibt es An-
knüpfungspunkte?
Die OKE kann zeitnah etwas auf die Bei-
ne stellen. Wir können etwas ein bis zwei
Jahre machen und dann wieder aufgeben,
insbesondere wenn sich die Zeichen der
Zeit verändern. Unsere Freiwilligen müs-
sen sich darum auch nicht auf Lebenszeit
verpflichten.
Die Lage unserer wunderbaren Kirche ist
genial. Wir stehen im Zentrum Basels, an
der Kreuzung von Tram und Strassen, an
den Ameisenpfaden der Touristen, Banke-
rinnen, Einkaufenden, Rat- und Hilfesu-
chenden. In diesem traditionellen Gefäss
im Herzen des Lebens können wir Zeitge-
mässes anbieten.
Wir müssen aber immer wieder analysie-
ren, was wir machen und warum wir das
machen. So eine Stärken-Schwächen-Ana-
lyse (SWOT) und eine Marktanalyse täte
auch Kirchgemeinden gut. Man könnte in
Interview mit Pfarrer Frank Lorenz, Co-Leiter und Geschäftsführer der
© Foto: OKE
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