23.11.2016
Am Dienstag, 22. November 2016 kam die Synode, das Parlament der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland (ERK BL), zum letzten Mal in der Legislatur 2013-2016 für ihre Herbstsitzung im Landratssaal in Liestal zusammen.
Am Dienstag, 22. November 2016 kam die Synode, das Parlament der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland (ERK BL), zum letzten Mal in der Legislatur 2013-2016 für ihre Herbstsitzung im Landratssaal in Liestal zusammen. Trotz meist einstimmiger Zustimmung zu den Anträgen des Kirchenrats zu den Finanzgeschäften war spürbar, dass die nächsten Jahre von vielen Herausforderungen geprägt sein werden. Diese könnten zwar verunsichern, seien aber mit der nötigen Solidarität auch zu bewältigen, waren sich die Synodalen einig. Dies auch dank der Kontinuität in den Gremien. Synodepräsidentin Sandra Bätscher gab ihren Rücktritt bekannt, stellt sich aber für die nächste Legislatur als Kirchenrätin zur Wahl. Ein besonderes Highlight der Tagung war das Referat von Prof. Dr. Moisés Mayordomo zum Freiheitsbegriff bei Paulus und der Reformation. Die Verabschiedung der ausscheidenden Synodalen und der anschliessende Apéro rundeten den Verhandlungstag ab.
Der letzte Synodetag in der Legislatur 2013-2016 begann mit einem ermunternden Gottesdienst in der Stadtkirche Liestal. Gestaltet wurde er von Gefängnisseelsorgerin Pfarrerin Birgit Schmidhalter-Malzahn zum Bibeltext in Lukas 11,9 „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan“. In einer Zeit des Umbruchs sei es wichtig, eine fragende Offenheit beizubehalten, den Menschen zugewandt zu bleiben, Hilfe anzufragen und anzunehmen. So könne man der unsicheren Zukunft mit Zuversicht begegnen.
Umsetzung der
Visitation
Zu Beginn der Synodetagung wurden drei Synodale in ihr Amt
eingesetzt: Dilgo Elias Lienhard (Kirchgemeinde Langenbruck), Pfarrerin Sabine
Brändlin (Kirchgemeinde Liestal-Seltisberg) und Pfarrer Andreas Olbrich
(Kirchgemeinde Regoldswil-Titterten). Nach der Anlobung informierte
Kirchenratspräsident Pfarrer Martin Stingelin zum Stand der Umsetzung
Visitation. Die in der Frühlingssynode beschlossene Projektorganisation mit
ihren vier Teilprojekten hat in den vergangenen Monaten ihre Arbeit
aufgenommen. Als besonderes Highlight erwähnte er insbesondere den
Zukunftsanlass „Feu sacré“, der Anfang November von 250 Personen besucht wurde
und wertvolle Impulse für die Zukunft lieferte.
Neue Deckungslücke
der Pensionskasse
Aufgrund der nur geringen
Performance von 0,95% der Pensionskasse (statt der zu Grunde gelegten,
notwendigen 3,5%) entstand per Ende 2015 eine neue Deckungslücke von CHF
1,57 Mio. für die Sicherstellung der bestehenden Renten. Die
paritätisch aus Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretenden
zusammengesetzte
Vorsorgekommission und der Kirchenrat beschlossen, den Ausgleich des
Fehlbetrags in diesem Jahr zu leisten. Mangels Eigenkapitals kann die
Kantonalkirche die Rückzahlung nur zum Teil aufbringen und neue
Deckungslücken
nicht alleine tragen. Der Kirchenrat beantragte deshalb der Synode, dass
der
auf die Gemeindepfarrpersonen entfallende Teil der neuen Deckungslücke
dieses
Jahr, aber auch zukünftig, je
hälftig von den Kirchgemeinden und der Kantonalkirche getragen wird. Die
Synode
folgte grossmehrheitlich dem Antrag des Kirchenrats.
Budget 2017, Finanzplanung
2018-2022 und Finanzausgleich 2017
Zur Deckung der
grossen Deckungslücke der Pensionskasse BL musste Ende 2014 vom Kanton ein
„Poolingdarlehen“ von 15 Mio. aufgenommen werden. Dieses muss in den zehn
Jahren 2015 bis 2024 mit CHF 1,5 Mio. pro Jahr zurückbezahlt werden. Um das
Poolingdarlehen und neue Deckungslücken ausfinanzieren zu können, beschloss die
Synode mit dem Rechnungsabschluss 2015 die Bildung eines „Personalfonds“. Im
Budget 2017 sind CHF 1,231 Mio. als Rückstellung für die Finanzierung des
Poolingdarlehens eingesetzt. Trotz dieses grossen Aufwandes sieht der
Voranschlag 2017 der konsolidierten Rechnung ein ausgeglichenes Ergebnis vor. Dieser
wurde von der Synode einstimmig genehmigt. Auch die Finanzplanung 2018-2022 wurde von den Synodalen
einstimmig zur Kenntnis genommen. Sie zeigt aber auf, dass spätestens ab 2020
„die Zeichen in Bezug auf die Finanzen auf Sturm stehen“, wie
Kirchenratspräsident Martin Stingelin es auf den Punkt brachte. Vor allem die
Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform III werden ab 2020 für die
Reformierte Kirche Baselland beträchtlich sein. Weitere Sparbemühungen sind
unumgänglich. Und so kamen in den Diskussionen um Budget, Finanzplanung und
Finanzausgleich aus den Reihen der Synodalen diverse Aufrufe zur gegenseitigen
Solidarität, Bereitschaft zur
umsichtigen Planung und zum Mittragen von schmerzhaften Einschnitten, die in
den kommenden Jahren nötig sein werden.
Freiheit und
Reformation, Beziehungskirche und Auftrag der Kirche
Neben den finanziellen Sachgeschäften wurden auch
„kirchlichere“ Themen behandelt. Ein Referat von Prof. Dr. Moisés Mayordomo,
Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät Basel, zum Thema „Vom
Risiko der Freiheit – Überlegungen zu Paulus, den Reformatoren und uns“ löste
vor der Mittagspause eine angeregte Diskussion aus. Die Synodalen begrüssten denn
auch das Thema der Aussprachesynode 2017, die gemeinsam mit der
Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt durchgeführt wird: „Brauchen wir
eine neue Reformation? Impulse für unsere Kirche(n)“.
Kirchenratspräsident Martin Stingelin informierte in seinem
Bericht aus dem Kirchenrat zum Partnerschafts-Projekt „Lebenslang Mitglied
bleiben“. Das Projekt, das von den reformierten Landeskirchen Aargau und Zürich
entwickelt wurde, fokussiert auf die Beziehungspflege mit distanzierteren
Mitglieder, die kaum oder keinen Kontakt zur Gemeinde pflegen. „Wir müssen zu
einer neuen Haltung der Wertschätzung finden gegenüber diesen Mitgliedern, auch
wenn sie selbst nicht an unseren Angeboten teilnehmen wollen. Denn ohne sie
könnten wir sehr vieles nicht tun“, erklärte Martin Stingelin die Unterstützung
des Projekts, das ab 2017 den Kirchgemeinden zur Verfügung steht. Der parlamentarische Vorstoss zum Auftrag der Kirche der
Motionäre Hanspeter Mohler-Meyer und Pfarrer Lukas Baumann wurde nicht
überwiesen.
Synodepräsidentin
kandidiert für den Kirchenrat
Obwohl fast ein Drittel der Synodalen auf Ende 2016 zurücktritt,
engagieren sich viele erfahrene Synodale auch in der kommenden Legislatur
2017-2020 für die Reformierte Kirche Baselland.
Der wohl prominenteste
Rücktritt ist der von Synodepräsidentin Sandra Bätscher. Sie hat sich
entschieden, für den Kirchenrat zu kandidieren, aus welchem Vizepräsident
Christoph Erhardt und Kirchenrätin Renate Bühler per Ende Juni 2017
zurücktreten werden.
Die Wahlen in den Kirchenrat finden an der
konstituierenden Synode im Januar 2017 statt.
Die Verabschiedung der ausscheidenden Synodalen und der anschliessende Apéro rundeten den Verhandlungstag ab.
Die Beschlüsse in
Kürze:
.//. Protokoll der Frühjahrssynode vom 9. Juni
2016: einstimmig genehmigt
.//. Ausfinanzierung neue Deckungslücke
Pensionskasse – Kostenaufteilung für die Gemeindepfarrpersonen: grossmehrheitlich
genehmigt
.//. Voranschlag 2017 (Budget): einstimmig
genehmigt
.//. Finanzplanung 2018-2022: einstimmig zur
Kenntnis genommen
.//. Finanzausgleich 2017: einstimmig
genehmigt
.//. Flexible Pensionierung: Anpassung der
Personal- und Besoldungsordnung an die Regelung des Kantons: einstimmig
genehmigt
.//. Kollektenrahmenplan 2017: einstimmig
genehmigt
.//. Parlamentarischer Vorstoss – Motion
„Auftrag der Kirche“ von Hanspeter Mohler-Meyer und Lukas Baumann: nicht überwiesen
(Ja: 5 / Nein: 48 / Enthaltungen: 10)
.//. Wahlen:
-
Synodalpredigerin: Pfrn. Gabriella Gelardini, einstimmig gewählt
- Stellvertretung
Synodalpredigerin: Pfr. Ulrich Dällenbach, einstimmig gewählt
Nächste
Synodetagungen
Konstituierende Synode Legislatur 2017-2020 in Liestal:
Mittwoch, 25. Januar 2017
Frühjahrssynode in Diegten-Eptingen: Donnerstag, 8. Juni 2017
Gemeinsame Aussprachesynode mit der ERK BS in Liestal: Mittwoch,
30. August 2017
Herbstsynode
in Liestal: Mittwoch, 22. November 2016
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